März 2019

Ein Film von Herbst & Herbst .MEDIA im Auftrag der Kurt Benning Stiftung.

Kurt Benning hatte die Idee, einen von Maschinen hyperexakt zugesägten, mächtigen Steinkubus als bildnerischen Kontrapunkt in eine naturbelassene Gebirgslandschaft zu setzen, über Jahrzehnte mit sich herumgetragen. In den Tiroler Alpen, hoch über dem Schwarzwassertal, hat er den idealen Ort für dieses Projekt gefunden. In dem engen Kar, der hinauf zur Bockkarscharte führt, erhebt sich eine sanfte Wölbung, die wie eine Aussichtsplattform in der Talmulde wirkt. An diesem markanten Ort musste das stereometrisch perfekte Kunstgebilde größte Wirkung entfalten. Die Simulationen des „Steins im Gebirge“ versprachen jedenfalls ein einzigartiges Miteinander von steiniger Landschaft und steinernem Bildwerk. Doch wie konnte man die vier Blöcke, aus denen der Kubus im Modell und in den Vorläuferversionen zusammengesetzt war – sie wogen in der vorgesehenen Höhe von 224 Zentimetern zusammen 28 Tonnen -, dort hinauf schaffen und ohne Kran millimeterexakt aufeinandersetzen? Die Schwierigkeiten schienen unendlich zu sein. Und so haben sich viele, die das Projekt kannten, schon mit dem Konzept des Kubus im Kar, mit der Utopie zufriedengegeben. Doch Kurt Benning, der Spurensicherer, der Fahnder in unbetretenen Regionen, gab nicht auf. Er konnte in Tirol noch die fällige Projektgenehmigung einholen, konnte die Blöcke im
Grüntener Hartsandstein noch zuschneiden lassen und die Schweizer Helikopterfirma für den Transport bestellen, aber bei der endlichen Verwirklichung in diesem Herbst war er nicht mehr dabei, da er am 24. März 2017 seiner schweren Krankheit erlegen ist.

Die Wanderer, die künftig auf dem „Jubiläumsweg“ – er führt von der deutsch-österreichischen Grenze herunter ins Tiroler Lechtal -, hier vorbeikommen, erleben also eine Begegnung der besonderen Art. Die vier Steinblöcke, die sich zum Kubus zusammenfügen und einen Tunnel umschließen, mussten für den Transport zwar in zwei Hälften geteilt werden. Doch das von Benning angestrebte magisch stille Umkreisen der quadratischen Öffnung in der Mitte durch die wechselweise stehenden und liegenden Blöcke ist auch nach der Teilung noch zu spüren. Ohne Beispiel aber ist die Wirkung, die der scharfkantig zugeschnittene Kubus am Ende des wilden Geröllfelds unterhalb des zackigen Berggrats auf der organisch weichen Wiesenkuppe ausübt.

Gottfried Knapp (aus der Süddeutschen Zeitung 22.12.2018)

Regie: Ingo Herbst
Schnitt: Matthias Kulozik
Kamera: Lawrence Richards
Sprecher: Götz Bielefeld
Produktionsleitung: Ulla Herbst